„1500 rupees?“ sagte ich zögernd, mit einem kritischen Blick auf den Gegenstand in meinen Händen gerichtet. Nach einigen Sekunden legte ich diesen langsam aber bestimmt auf den Glastresen vor mir zurück. Ich befand mich in einem Antiquariat nahe der Mysore Art Gallery. Die Sonne stand hoch am Himmel und ich leckte mir den süßen Mango Tropfen aus dem Fruchtgetränk des Nachbarkiosks von den Lippen.
Ich setzte meinen wandernden Blick über die etlichen Antiquitäten jeglicher Größen in den Regalen fort. „Hana jastiyayithu. Nanage gutthu, kadime maadi!“, gab ich mit einem Blick auf den Gegenstand vor mir, den ich eben noch in den Händen hielt. Das Staunen welches sich auf dem Gesicht des Verkäufers breit machte war vergleichbar mit dem der CIA, nachdem sich ihre eigene Waffe gegen die Sowjets namens „Bin Laden“ plötzlich entschied gegen sie zu arbeiten. Es dauerte ungefähr 4 Minuten, da hatte ich den Preis auf 500 Rps runtergehandelt und dem Verkäufer stiegen kleine Dampfschwaden aus den Ohren. 500...ist es dir das wert? Seitdem ich für längere Zeit in Indien bin, fange ich an nur noch in Rupien zu denken anstatt in Euro. Mit 500 Rupien kann man gemessen den Lebenshaltungskosten schon eine Menge anfangen: 17 Mal zum Barbier gehen, 41 mal Masala Puri am Citybusstand bestellen, 15 Liter Cola kaufen, 9 Postkarten nach Hamburg verschicken, 160 Minibananen verspeisen und noch vieles mehr! Doch leider passiert es all zu schnell, dass man sich die Europreise ins Gedächtnis ruft und dann passiert so etwas: „7 Euro?, what the hell...I gonna take it!!

Schon etwas weird, wenn ich mir vorstelle, was diese bösen Rupienkurse mit mir anstellen, dass ich heute wegen 10 Rupien (=14 Cent) die mir zu viel erscheinen lieber 2 km laufe, anstelle mich entspannt auf die Rückbank einer Rikshaw zu lümmeln.
Anyway, eingepackt, abgedampft und ab Richtung Mysore Market...ich hatte Hunger!
Auf dem Weg liefen wir durch eine kleine Nebenstraße am Citybusstand. Hier fanden sich auf der einen Seite Reihen von Copyshops, die sich durch die permanente Anwesenheit ihrer Konkurrenz geradezu überschlagen im Versuch dich in ihr Geschäft zu locken und auf der gegenüberliegenden Seite stapeln sich gebrannte DVDs von Spongebob bis Hostel 1+2 und noch einigen Hardcore Bollywood Pornos. Ok, letzteres stimmt leider nicht. Und dennoch sollte man beim Kauf dieser DVDs, bezüglich der Qualität, vorsichtig sein. Meistens hat man aber Glück und sie sind so billig, dass es egal ist, ob zwei von den vier Filmen auf einer DVD nicht funktionieren.
Wir hatten ein kleines Fastfood Restaurant am Citybusstand ins Auge gefasst. Klein aber fein. Extrem leckeres Essen für wenig Geld (wie oben erwähnt). Heute wollten wir was testen, was wir einige Straßen weiter an einem Straßenstand schon einmal probiert hatten. Gobi. Kleine Blumenkohlknollen in einer roten Soße mit reichlich Gewürzen. Und diese Soße war scharf. Sehr scharf. Wusste ich bis dahin noch nicht, aber ich sollte es einige Sekunden später erfahren. Wir standen also in dem kleinen Laden, dessen eine Wand zur Straße hin geöffnet ist, inmitten von Indern, hatten gerade mal genug Platz um uns wie ein Lamm am Dönerspieß zu drehen und warteten auf unser Essen. 3..2..1..Essen war da. Ein kleiner silberner Teller mit 10 roten Bällchen, die dich allesamt anstarrten und im Chor riefen: „Friss mich, friss mich!!“. Und ich fraß sie, eins nach dem anderen und merkte nach dem vierten langsam wie mir kleine Schweißperlen auf der Stirn standen.
„Alter sind deine auch so scharf wie meine?“, „No way, meine sind locker schärfer als deine!“, gaben wir mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht von uns und ich erinnerte mich an den Moment, wo ich mit Freunden auf der Reeperbahn in Hamburg war und wir die mit Gewissheit schärfste Currywurst Europas gegessen haben. Mein Kumpel stand damals über der Fahrrinne und meinte er fühle sich, als hätte sein Mund sich in die Quelle des Amazonas verwandelt, die ununterbrochen Speichel produziert.
Ich habe mich schon ziemlich an das indische Essen gewöhnt und trotzdem waren diese Gobis schärfer als damals die Currywurst. Ein gutes Gegenmittel bei scharfem Essen ist Slice, ein 100% fruchthaltiges Mangogetränk, welches für 10 Rupien im gleichen Laden angeboten wird. Zwei gegönnt und schon gings weiter. Die Sonne ging bald unter und das beste was man zu diesem Zeitpunkt machen kann, ist durch die umliegenden Straßen am Mysore Market zu schlendern.

Melodisch klangen die Gesänge des Muezzin über die Dächer Mysores und die Sonnenstrahlen fraßen sich über die Marktstände, als würden sie versuchen sich an ihnen festzuklammern. Der gelegentliche Gestank von Urin und Abgasen mischte sich mit dem von fernorientalischen Kräutern und exotischen Früchten, die feinsäuberlich gestapelt auf mobilen Tischen dem Konsumenten angeboten wurden. An der einen Ecke saß ein Schuster in seiner Werkstatt, die kaum größer als eine Telefonzelle ist. An einer anderen Stelle saßen vier Männer vor ihrem Laden, da dieser hinter ihnen vollgestopft war mit alten Zeitungsstapeln, die gebraucht, für wenig Geld verkauft wurden.
Eine kleine Näherei, wo du dir für 30 Rupien ein gemeines Loch im Pullover flicken lassen kannst, ein Tätowierer, der auf einer Decke verschiedene Motive wie große Stempel ausgearbeitet, ausgebreitet hat (Hygiene lässt grüßen!), eine von der Feldarbeit gekennzeichnete Bauersfrau, die verschiedene, vorher nie gesehene Knollengewächse verkauft.

In Indien musst du nicht lange suchen und du findest jemanden mit einem Laden, der sich um deine Anliegen kümmert. Sei es ob du irgendwelche bestimmten Lernmaterialen für den Unterricht brauchst oder dir einen feinen neuen Anzug schneidern lassen willst.
Hier findet man schnell irgendwelche kleinen, unkommerziellen Läden in denen du für billig alles bekommst, was du brauchst. Das lernt man schnell zu schätzen und ich hoffe ich werde mich noch einige Zeit von dir verführen lassen können, bevor ich versteinert vor der Kasse bei Mc Donalds stehe und überlege, ob mir der kleine Chickenburger für 1 Euro (65 Rupien) das Geld wirklich wert ist!... And then i will recognize: Yes it is!
What the hell I get sick of the veg food.
Mysore I love you cause you are so non-veg!
Javaanse Jongens - 16. Jan, 21:44